Autobauer, Verkehrsunternehmen, Start-ups: Tauschen sie ihre Daten miteinander aus, könnte Europa den Internetriesen in der Mobilitätsindustrie etwas entgegensetzen. So zumindest lautet das Antrittsversprechen des neuen „Mobility Data Space“.
Regen in München – nimm lieber ein Taxi. Sonne in Hamburg – wie wäre es hier mit einem E-Scooter? Solche Empfehlungen will der Mobilitätsdienstleister Free Now Kunden in Zukunft verstärkt geben. Möglich macht es der „Mobility Data Space“, kurz MDS. Datenexperte Tim Wiegels zeigte bei einer Online-Konferenz Ende November, was es damit auf sich hat. Free Now bringt sich von Anfang an in das Vorhaben ein. Die App der Hamburger soll ab von nun an demonstrieren, was möglich ist, wenn Daten verschiedener Unternehmen zusammenfließen.
Free Now nutzt über den Mobility Data Space beispielsweise Daten des Deutschen Wetterdienstes. Nutzer bekommen so automatisch die bereits beschriebenen Empfehlungen, wenn sie sich eine Fahrt buchen. Mit dem Datenraum gegen Tech-Giganten?Das Beispiel mag simpel sein, gibt selbst Tim Wiegels zu. Der Datenraum selbst soll allerdings Europas Auto- und Mobilitätsfirmen im Wettbewerb mit Tech-Riesen wie Google oder Amazon helfen. Eine „große Chance als Gegenmodell zum Silicon Valley“ nennt ihn ein Sprecher von Free Now. „Wir brauchen Daten, die wir so selbst nicht haben.“ Umgekehrt speisen die Hamburger Daten zu Antriebsarten oder Fahrzeugtypen in den Datenraum ein.
Unternehmen können dabei selbst auswählen, zu welchen Konditionen sie ihre Daten an andere Firmen geben – und ob sie das überhaupt wollen. Michael Bültmann ist Deutschlandchef vom Kartenspezialisten Here, einem der Gründungsgesellschafter des Data Mobility Space. „Man klärt immer direkt mit dem Unternehmen ab, zu welchen Bedingungen und für welchen Zeitraum Datensätze genutzt werden können“, sagt er. Bültmann kann sich selbst vorstellen, direkten Wettbewerbern bestimmte Daten zu verweigern. Here will vor allem seine bestehenden Angebote mit Daten anderer Unternehmen verbessern und völlig neue datengetriebene Geschäftsmodelle vorantreiben. Den Deutschlandchef interessiert dabei vor allem die Integration von Sensordaten. „Gerade in der Verknüpfung von Datensätzen liegt der Charme“, meint er. Bislang sind um die 200 Unternehmen dem Datenraum als Mitglieder beigetreten, wie »Next Mobility« erfahren hat. Von ihnen gibt es bislang um die 80 Datensätze. Am 1. Januar wurde die DRM Datenraum Mobilität GmbH gegründet.