Interessantes Interview mit Volkswagen-CIO Martin Hofmann zum Thema Quantencomputer bei VW.
automotiveIT: Warum befasst sich Volkswagen mit Quantencomputern?Bislang waren Quantencomputer ein Thema für die Wissenschaft. Aber nun hat die Hardware ein Stadium erreicht, die es für uns interessant macht, unternehmerisch sinnvolle Anwendungszwecke zu erschließen. Wir wollen deshalb herausfinden, ob für uns relevante Anwendungen auf solchen Systemen abbildbar sind. Es geht uns also um das Ob – um die Frage, ob spezifische Probleme und Fragstellungen überhaupt mit einem Quantencomputer zu bearbeiten sind. Kürzlich haben Volkswagen-Forscher über ein Optimierungsproblem berichtet, das sie mit einem Quantencomputer bearbeitet haben. Dabei ging es um öffentlich zugängliche Fahrdaten von Taxis in Peking. Unsere IT-Experten haben mit einem Quantencomputer von D-Wave im Nachhinein möglichst optimale Routen für einige hundert Taxis ermittelt, so dass alle ihr Fahrziel erreicht haben, ohne im Stau zu stehen. Es ging uns bei diesem Projekt um den Beweis, eine Fragestellung wie Verkehrsoptimierung überhaupt mit einem Quantencomputer bearbeiten zu können.Mit D-Wave arbeiten Sie seit einiger Zeit zusammen, mit Google seit vergangenem Herbst. Wie hat man sich das vorzustellen?Der Zugriff auf die Quantencomputer erfolgt per Fernzugriff, denn sie stehen bei den Herstellern. Während Google und D-Wave also die Hardware und das Know-how für deren Betrieb haben, haben wir die realen Erprobungsprojekte und Anwendungen, für die wir Algorithmen programmieren. Dieser Praxisbezug ist wiederum für die Hersteller interessant.Welcher Natur sind diese Use Cases?Neben der bereits erwähnten Verkehrsoptimierung sind das Simulation von Elektroautobatterien sowie maschinelles Lernen für die Umfelderkennung von autonomen Fahrzeugen. Zum Beispiel kommt der Batteriechemie bei den Lade- und Entladevorgängen von Elektrofahrzeugen eine ganz große Bedeutung zu. Die Abläufe auf mikroskopischer Ebene sind dabei so komplex, dass sie heutzutage nicht oder nur unzureichend simulierbar sind. Es fehlt massiv an Rechenleistung. Die Experten müssen daher zum Beispiel physische Prototypen bauen, was Zeit und Geld kostet. Mit Quantencomputern könnte es eines Tages möglich sein, sich den Prototyp zu ersparen, weil die Simulation der Batteriechemie bereits ausreichend realistisch ist. Dafür will Volkswagen schon früh Expertise aufbauen.