Wie entsteht eigentlich ein Minimal Viable Product und was ist das überhaupt?
1. Was bedeutet MVP?“MVP“ steht für „Minimum Viable Product“, was auf Deutsch so viel wie „minimal funktionsfähiges Produkt“ bedeutet. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Silicon Valley, wo zahlreiche junge Tech-Startups bereits erfolgreich mit dem Konzept arbeiten. Sie verschaffen sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber etablierten Unternehmen, weil sie Innovationen schneller umsetzen und auf neue Anforderungen flexibler reagieren können. Gerade in der agilen Produktentwicklung hat sich die MVP-Methode in den vergangenen Jahren etabliert. Dennoch wird der Begriff nach wie vor sehr unterschiedlich interpretiert. Die gebräuchlichste Definition geht auf Eric Ries zurück, der 2011 mit seinem Buch „Lean Startup“ eine völlig neue Philosophie der Unternehmensgründung prägte. Er beschreibt das MVP als „eine Version eines neuen Produkts, die es einem Team erlaubt, die maximale Menge validierter Informationen über Kunden mit minimalem Aufwand zu sammeln“.2. Was hat ein Minimum Viable Product mit Agilität zu tun?Klassischerweise wenden viele Unternehmen bei der Produktentwicklung die Wasserfallmethode an – eine lineare Herangehensweise, die meist tief in die Unternehmenskultur eingebettet ist. Die Entwicklung eines MVP beruht jedoch auf dem Prinzip agilen Arbeitens, das genau umgekehrt funktioniert: Statt über Wochen oder Monate hinweg detaillierte Spezifikationen zu erstellen, beginnt das Team mit einem vagen Ziel im Hinterkopf und sprintet dann von einem „Boxenstopp“ zum nächsten, um möglichst schnell Kunden-Feedback zu erhalten. Dieses wird dann genutzt, um das Produkt kontinuierlich weiterzuentwickeln und an die tatsächlichen Bedürfnisse der Kunden anzupassen.3. Wie funktioniert der MVP-Prozess konkret?Entwickeln, Messen, Lernen, Wiederholen – diese Schritte beschreiben den Zyklus, der MVPs ausmacht. Am Anfang des Prozesses steht immer eine Hypothese, die das Team gemeinsam aufstellt. Diese Hypothese gilt es zu bestätigen oder zu widerlegen. In unserem Beispiel wäre das etwa: Wenn unser Taschenmesser mit einem Korkenzieher ausgestattet ist, lässt sich der Umsatz innerhalb der ersten vier Wochen um zehn Prozent steigern. Anschließend beginnt der MVP-Prozess:Das Team entwickelt ein Minimum Viable Product.Das MVP wird mit echten Nutzern getestet.Die Tests zeigen, ob das MVP wie erwartet von den Nutzern verwendet und angenommen wird.Basierend auf dem Feedback der Nutzer werden Anpassungen am Produkt vorgenommen und weitere Sprints zur Verbesserung des Minimum Viable Product durchgeführt.4. Was muss man bei einem Minimum Viable Product beachten?Wer mit agilen Entwicklungsmethoden bislang wenig Berührungspunkte hatte, mag den MVP-Prozess zunächst als wenig intuitiv empfinden. Dies gilt insbesondere für stark regulierte Branchen, in denen meist viel Zeit und Sorgfalt in die Umsetzung neuer Ideen fließt. Folgende Grundprinzipien helfen dabei, das MVP-Konzept zu etablieren:Geschwindigkeit statt Perfektion: Es geht weniger darum, perfekte Produkte zu entwickeln als Ideen schnell zu implementieren.Fokus statt Rundumschlag: Gerade in der Testphase ist es essentiell, sich auf das richtige Merkmal (z.B. ein bestimmtes Feature) zu konzentrieren und dessen Erfolg zu messen.Agilität statt Wasserfall: Es ist natürlich immer ratsam, eine Produktidee im Hinterkopf zu haben. Konkret geplant wird jedoch immer nur der nächste Schritt.Nutzen statt Featuritis: Es geht nicht darum, möglichst viele Eigenschaften abzubilden, sondern dem Nutzer konkreten Mehrwert zu bieten.Ersparnis statt Umsatz: Der Erfolg des Produkts wird nicht nur am Umsatz, sondern auch an den Kosteneinsparungen gemessen.