Interessantes Interview darüber, warum das Elektroauto kein Allheilmittel ist.
Im Gegensatz zu Dieselfahrzeugen haben Elektroautos in der Öffentlichkeit im Moment ein Saubermann-Image. Zu Recht?
Bei einer Veranstaltung habe ich kürzlich gesagt: Wenn ich Elektroauto fahre, fühle ich mich nicht als Klimaschützer. Da waren alle empört. Aber jedes Elektroauto startet mit dem berühmten ökologischen Rucksack: Die Herstellung der Batterie ist nach wie vor sehr CO2- und energieintensiv. Ganz abgesehen vom Thema Strom: Da sind wir ja noch lange nicht, wo wir hin müssen. Nach dem heutigen Stand der Technik ist das Elektroauto nicht das Allheilmittel, was den Klimaschutz angeht. Aber für die lokale Emissionsfreiheit kann es schon kurzfristig etwas bewirken.
Wie lässt sich die CO2-Bilanz von Elektroautos verbessern?
Wir müssen vor allem das Batterie-Recycling industriell in den Griff kriegen und die Herstellung der Batteriezellen ökologisch machen. Bei Tesla entstehen ja gerade die großen Gigafactorys, die stark auf Sonnenenergie setzen. Aber wir stehen beim Thema Elektromobilität noch ganz am Anfang: Wir sind mit der technischen Entwicklung da, wo wir mit dem Verbrennungsmotor 1920 waren. Das betrifft nicht nur die Batterie, sondern auch die Betankung. Die induktive Beladung wird sicher kommen – aber das sind alles Entwicklungen, die noch vor uns liegen.
Könnte die Branche nicht schon viel weiter sein? Das Elektroauto ist schließlich schon seit den 1990er Jahren immer wieder im Gespräch.
Eines der letzten Projekte, mit denen ich bei Daimler zu tun hatte, war der Smart. Eigentlich wollte man in dem Fahrzeug von Anfang an einen Elektromotor verbauen. Das große Problem waren die schlechte Reichweite und Energiedichte der damaligen Blei-Akkus. Das Auto wäre so schwer geworden – das hätte nie funktioniert. Die Batterietechnologie hat sich erst mit dem Aufkommen der Hybrid-Fahrzeuge weiterentwickelt. Da hat Toyota eine sehr große Rolle gespielt und die Lithium-Ionen-Batterie sehr stark forciert. Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir die Autos auch bauen können.
Das Ziel der Bundesregierung ist es, dass bis 2020 Ziel eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein sollen.
Das war von Anfang an nicht zu halten. Genau so wenig, wie die Forderung der Grünen, ab 2030 den Verbrennungsmotor zu verbieten. Bis dahin werden wir das System Elektromobilität nicht installiert haben. Am Verbrennungsmotor hängt so viel dran – zum Beispiel ein großer Teil unseres Besteuerungssystems. Allein die Mineralölsteuer bringt dem Staat jährlich 40 Milliarden Euro ein. Die Politik müsste sich überlegen, wo man dieses Geld einspart oder woanders herbekommt. Müssen wir die Stromsteuer erhöhen? Soll ein Rentner, der gar nicht Auto fährt, für seinen Strom dann statt 25 Cent 50 Cent bezahlen. Oder regelt man es über die Kfz-Steuer?