Elektromobilität: Wohin müssen die Ladesäulen?

Strom für die Elektroautos ist ausreichend da, darüber habe ich bereits mehrfach berichtet. Aber auch immer an der richtigen Stelle? Schauen wir uns das mal an.

Steht überhaupt genug Strom zur Verfügung, um auch noch den Verkehr zu elektrifizieren? McKinsey gibt überraschend Entwarnung: Der Bedarf an Elektrizität ändere sich nur geringfügig. Eine Million Elektroautos hätten einen Bedarf von zwei bis drei Terawattstunden. Dies entspreche lediglich 0,5 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs, stellt McKinsey fest: „Selbst ein Anteil von 40 Prozent E-Autos am deutschen Gesamtfuhrpark, der von den meisten Analysten erst in Jahrzehnten erwartet wird, würde die Stromnachfrage nur um circa 40 Terawattstunden oder weniger als zehn Prozent erhöhen.“ Bleibt nur noch ein größerer Flaschenhals, der es der Verbreitung der Elektromobilität noch schwer machen könnte: das Leitungsnetz. Auf der Ebene der lokalen Verteilnetze könne eine steigende Anzahl an E-Autos „zu massiven Engpässen führen“, die zu beheben insgesamt einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten dürfte, warnt McKinsey. Dabei fällt die Belastung von Ort zu Ort höchst unterschiedlich aus. Die Analysten von McKinsey haben anhand der Familieneinkommen postleitzahlenscharf prognostiziert, wie hoch die E-Auto-Dichte vor Ort ist, wenn deutschlandweit eine Quote von 30 Prozent erreicht ist. So werden in den Kölner Stadtteilen wie Merkenich oder Niehl weniger als 64 E-Autos pro Quadratkilometer erwartet, während es in Nippes und Ehrenstein mehr als 180 werden dürften. Im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick sollten es weniger als 64 Stromer pro Quadratkilometer werden, in Wilmersdorf und Friedrichshain jedoch ebenfalls über 180. Wohlhabendere Orte müssen mehr in das Netz investieren Damit ergeben sich höchst unterschiedliche Belastungen: Wohlhabende Kleinstädte wie etwa Königstein im Taunus müssen ihr Stromnetz besonders stark ausbauen, weil hier eine E-Auto-Dichte erwartet wird, die mehr als die Hälfte über dem deutschen Durchschnitt liegt. Entsprechend steigt die Spitzenlast im Stromnetz hier um 65 Prozent. In einer einkommensschwächeren Mittelstadt wie Neumünster steigt die Spitzenlast im Stromnetz durch E-Autos lediglich um 15 Prozent. Eine Überlastung der Leitungen droht vor allem, weil die Autos am Abend großenteils zeitgleich an die Ladestationen drängen, wenn die Haushalte ohnehin schon für Spitzenlast im Netz sorgen. Die Netzbelastung können auch die Solaranlagen in den sonnenärmeren Nachmittags- und Abendstunden nicht abfedern, heißt es im McKinsey-Papier: „Viele Verteilnetze sind auf diese Zusatzbelastung nicht vorbereitet, ein entsprechender Ausbau wäre aufwendig und teuer.“

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Quelle: www.welt.de