Geschäftsmodell: Kooperation als Erfolgsmodell im Datengeschäft

Bildquelle: www.audi.com

Hochvernetzte und pilotiert fahrende Autos generieren gewaltige Mengen an Daten. Sind sie ein gesellschaftliches Gefahrgut oder die Basis für neue, attraktive Geschäftsmodelle? Im Doppelinterview diskutieren Michael Bültmann von HERE und Boris Meiners (Audi) über den Umgang mit Kundendaten und über die Mobilität von morgen.

Herr Bültmann, Herr Meiners, schon heute entstehen im Auto ständig gewaltige Datenmengen. Wie nutzen Sie diese Daten?
Bültmann: Heute spricht ja alle Welt von Big Data. Tatsächlich aber sitzen viele Unternehmen auf einem Berg von Daten und wissen nicht so recht, was sie damit machen sollen. Aktuellen Studien zufolge werden insgesamt derzeit nur 0,2 bis 0,3 Prozent der vorhandenen Daten sinnvoll genutzt. Im Straßenverkehr fehlt es noch fast überall an Vernetzung und Kommunikation, beispielsweise zwischen Ampelanlagen und Fahrzeugen.

Meiners: Bei einem Projekt vor zwei Jahren haben wir festgestellt, dass die Herausforderungen schon dann beginnen, wenn man die Daten aus dem Auto aufbereiten will. Erst mal muss man sie sortieren, was gar nicht so trivial ist, erst danach kann man sie verstehen und in neue Services für Kunden überführen. Wenn wir versuchen, die Lebenswelt der Audi-Fahrer genauer kennenzulernen, stehen wir vor einer ähnlichen Herausforderung: Ein Audi-Händler hat bei jedem Kunden theoretisch Zugriff auf Hunderttausende Datenpunkte – aber er kann sie kaum nutzen, weil sie in verschiedensten Verzeichnissen und Pools liegen.

Wie lassen sich solche Daten denn sinnvoll nutzen?
Bültmann: Daten sind nichts, was uns Angst machen muss, sie sind keine Bedrohung, sondern eine Chance. Wir sind extrem gut beraten, die Realität zu akzeptieren – und die ist nun mal so, dass wir hier in Europa deutlich hinter den Stand zurückzufallen drohen, der sich in anderen Teilen der Welt entwickelt. Das traditionelle analoge Denken stößt sich schon stark mit dem neuen digitalen Denken und seinen Erfordernissen. Wir alle, auch die Industrie, müssen lernen, offensiver und transparenter mit Daten umzugehen. Wenn wir es bei Audi zum Beispiel schaffen, dass der Kunde sagt: „Ich verstehe, welche Daten bei Audi liegen und habe, sofern es sich um persönliche Daten handelt, auch in die entsprechende Nutzung eingewilligt“, dann sind wir einen guten Schritt weitergekommen.

Meiners: Als Premiumhersteller sind wir uns der Verantwortung gegenüber unseren Kunden bewusst und gehen entsprechend mit dem Vertrauen, welches uns entgegengebracht wird, um. Wenn man echte Transparenz schafft, baut man das Vertrauen zusätzlich aus.

Bültmann: Wir sind kein Datenkrake, der sich vor allem für Umsätze und Klicks interessiert. HERE ist eine offene Plattform für Location Intelligence mit einem hohen Marktanteil bei ortsbezogenen Fahrzeuglösungen. Wir empfangen anonymisierte Sensor- und Flottendaten, bearbeiten sie auf der Plattform und schicken sie wieder zurück. Viele Daten speichern wir gar nicht, weil es keinen Sinn machen würde.

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Quelle: www.audi.com